Auszüge aus 

meinen Büchern

Die Mäuse

Ich weiß, wie das ist und wie man das fühlt, wenn schwer sich die Seele im Keller müht, dann weiß ich nicht weiter, sehne mich dahin, wie es damals war,  dann bin ich Kind.
Bin unterwegs zu ihm, keine Tür hält mich auf, weiß, was mich erwartet, ich kenne mich aus, bin unsicher beim Abstieg auf dem Treppenweg, modriger Geruch Atem und Sinn mir verschlägt. Komm an ich im Keller,  ist er da, da ist Licht, im Keller werden Sorgen weggewischt.
Da steht mein Vater,  geht dem Handwerk nach, mit Radiobegleitung jeden Samstag im Jahr. Da ist er, der mir zuhört, der fragt, er redet kaum, der mich machen lässt an der Werkbank, ein Traum, der Nägel sortiert, während Leim trockenzieht, der pfeifend die Holzspäne fegt, der fröhlich sagt, Schluss für heute, genug, der die Kellertür schließt, das Schlüsselversteck sucht.

Aber heute birgt der Seelenkeller kein Licht, da bleibt es dunkel, denn da ist er nicht, da steht kein Vater, der sich freut und mich drückt, den Heimatkeller wollt ich zurück. Und meinen Vater dabei, der mit mir geht, im dunklen Seelengang Geleit mir gibt, der sagt, die Mäuse sind schon alle getürmt, der da ist, bis die letzte Stufe aus dem Keller mich bringt und frische Luft von behutsamem Leben singt.
 
© Maria Lange-Otto